MeisterB_Schau
Eine Hommage an ausgewählte Künstler des Bauhauses.
Gruppenausstellung im Rahmen von eyes on: Monat der Fotografie Wien 2010
30.10. bis 13.11.2010 im Atelier Sonnensegel, Wien
Der Katalog zur Ausstellung ist hier verfügbar.
Die Ausstellung widmete sich ausgewählten Künstlern des Bauhauses, hinterfragte Schaffen und Persönlichkeit kritisch, thematisierte die Zwänge und Nöte des Einzelnen in einem Europa zwischen den Weltkriegen. Im Mittelpunkt stand der Künstler selbst mit Werk und Wollen, das Bauhaus diente als Bühne, war zeitlich begrenzter Schauplatz einer gemeinsamen Vision.
In dieser von Alexander Mikula gemeinsam mit Martina Hartl kuratierten Ausstellung waren sechzehn fotografische Bearbeitungen des Themas zu sehen, ausgeführt von einer Gruppe der Prager Fotoschule. Darunter befanden sich unsere Arbeiten "Swing - Design for the Future" und "Weltenbau".
Swing - Design for the future
von Andrea Neumann
Ist es möglich, ein zeitloses Möbel zu entwerfen, das höchsten ästhetischen und funktionellen Anforderungen entspricht?
Nach dem Leitbild des Bauhauses war es die gestalterische Intention, experimentell und manuell eine neue Formensprache zu entwickeln, die dem industriellen Herstellungsprozess gerecht wird. Marcel Breuers frei schwingender Stahlrohrstuhl entspricht sichtbar und perfekt der Konzeption Walter Gropius’, nach der jedes Ding seiner Funktion praktisch genügen, haltbar, preiswert und schön sein soll. Ästhetisch ansprechend und funktionell ist und bleibt die Stuhlskulptur eines der bekanntesten Designs des Bauhauses. Breuer kann seine Gestaltungsideen mithilfe des Stahlrohrs in revolutionärer Form umsetzen. Er entwickelt eine Reihe von Entwürfen für den Stuhl, die die technischen Möglichkeiten des Werkstoffs nutzen, um das traditionelle Sitzmöbel nicht nur zu vereinfachen, sondern dem Stuhl auch - unterstützt durch die reflektierende Oberfläche - eine neu anmutende Ästhetik zu verleihen.
Breuers Möbel werden zum Symbol eines neuen Einrichtungsstils und zum Inbegriff des Neuen Wohnens. Ausgehend vom physisch erfahrbaren Original des Stuhls setzt sich diese Arbeit in einem Diptychon mit Form und Material des zeitlosen Möbels auseinander und wagt zugleich einen augenzwinkernden Seitenblick auf seine zahlreichen Nachkommen.
Weltenbau
von Alexander Mikula
Die Arbeit befasst sich mit Walter Gropius, einem der bekanntesten Architekten seiner Zeit. Das Einzigartige an dem Gründer des Bauhauses sind jedoch seine Vision und die Berufung, die er empfindet. Nicht umsonst bezeichnet ihn Thomas Mann als „Weltbeglücker“ – eine Anspielung auf dessen soziale Prägung und radikale Position.
Gropius will eine neue Ära einleiten, will die Überwindung der Trägheit, den Ausgleich der Gegensätze. Seine Vision äußert sich in seinen Schriften, in denen er seine Überzeugung festhält: Architektur, Plastik und Malerei - aus Millionen Händen der Handwerker werden sie einst gen Himmel steigen - als kristallenes Sinnbild eines neuen, kommenden Glaubens. Gropius' Vision ist das Errichten einer neuen Weltordnung, die Rückkehr zu klaren und organischen Strukturen, die aus innerem Gesetz strahlen. Mit der Gründung des Bauhauses meint er, den Grundstein für eine neue, bessere Gesellschaft zu legen, eine neue Religion, deren Endziel der große Bau ist, ein leuchtendes Zeichen einer geläuterten, reinen, ja idealen Gesellschaft.
Gropius nimmt unweigerlich eine Erlöserrolle ein, sein Weg führt vom von Idealen erfüllten Retter der Welt zum gejagten Leidensmann, der die ganze Last einer neuen Zeit auf seinen Schultern trägt. Er meint, den Schlüssel zu einem besseren Leben für alle zu besitzen und erfährt doch nichts als Widerstand und Ablehnung, offenen Konflikt, Abberufung und Verfolgung, sieht am Ende sein Lebenswerk gefährdet, ja zerstört, von einer pervertierten Gesellschaft, die nichts von seinen Lehren verstanden zu haben scheint.
Das Projekt befasst sich mit dem Menschen Gropius, der gegen alle Widrigkeiten an seiner Vision festhält und diese trägt, zeigt seine Leiden, seine Verzweiflung, seinen Wahn und die Last der Verantwortung, aber auch die Reinheit seines hehren Ziels. (Model: Rainer)